Bouldering - ...beim Auschecken der Crux wird verständlich, warum Boulderer, die Schlüsselstellen gleich in Bodennähe suchen.

2002-02-12 18:59:00 - Zur Bouldermode

Es gibt tatsächlich kletternde Frauen und Männer denen die wahren, alpinen Ziele wie der Alpstein, die Wendenstöcke oder gar die Matterhorn-Nordwand nichts mehr sagen. Selbst bei stabiler Hochdruckwetterlage lassen sie ihr Seil zu Hause und setzen sich vor einem drei Meter hohen Felsblock in den Staub. Mit äusserster Anstrengung und hochrotem Kopf springen sie zur nächsten Griffleiste, die sich in hoffnungsloser Entfernung befindet.

Ist es nicht zu banal, das Bergsteigen auf wenige Quadratmeter Fels und auf das Festhalten von immer kleineren Griffen zu reduzieren? Stutzig macht, dass selbst unter Bergsport Profis, also Garanten für alpine Höchstleistungen in Fels und Eis - immer mehr sich den grossen Problemen an den kleinen Felsen widmen. Ist es da, wo sie an Klettertechnik und Kraft feilen? Vielleicht findet man sie hier an den Minifelsen, die Konzentrate der alpinen Hämmer.

Mit dem Abenteuer weit weg von der letzten Zwischensicherung kann sich nicht jeder Kletterer anfreunden. Heldentaten können ablenken. Dem Boulderer sein Interesse gilt in erster Linie dem Fels. Auf der Reise in der mineralen Wirklichkeit von Granit, Sandstein oder Kalk begegnet er den Parallelen unseres Daseins.


Ist Bouldern nun wirr und unverständlich oder schlicht genial? Wer nach den Beiträgen immer noch das Seil in die nächste Zwischensicherung klinken will, dem sei der Artikel über Ciolo empfohlen. Die Vielzahl von Routen im italienischen Gebiet nahe Galipoli verwöhnen mit guter Absicherung und einem interessanten Felsgemisch aus Konglomerat und Kalk. Leider finden Normalverbraucher nur wenige Möglichkeiten; erst ab der Schwierigkeit 7a geht es hier richtig los. Hoch oben im Seil hängend, beim Auschecken der Crux wird vielleicht verständlich, warum andere Kletterer, die Schlüsselstellen gleich in Bodennähe suchen.

Ursprungstext bvd